SYN Stiftung

Kunst Design Wissenschaft

Konferenzreihen

Abweichungen und Fehler – Befunde in Kunst, Design und Wissenschaft

13-14. März 2014

Veranstaltungsort:
Leopoldina – Nationale Akademie der Wissenschaften
Jägerberg 1
06108 Halle (Saale)
www.leopoldina-halle.de

Konferenz und Workshop

von der Regel / den Regeln
Unterschied, Differenz zu etwas
Fehler als Potential für Entwicklung in den Naturwissenschaften


Eine Konferenz der Kunststiftung des Landes Sachsen-Anhalt, der SYN-Stiftung | Kunst Design Wissenschaft und des Fraunhofer-Instituts für Werkstoffmechanik IWM

Sektion 1 Neuronale

Im ersten Teil geht es, unter Bezugnahme auf Beispiele aus der Kunst- und Medizingeschichte, um Abweichungen und die Fehlbarkeit des Menschen als Kriterium der Moderne im 19. Jahrhundert. Aus heutiger Perspektive und unter dem Eindruck von Ergebnissen der modernen Hirnforschung stellt sich zudem die Frage, inwieweit unsere Wahrnehmung und die Deutung von Beobachtungen und Erkenntnissen neuronal bestimmt werden können.

Was Kunst, Wissenschaft und Design durch die Darstellung der spezifischen Fehlernaturen und -kulturen in den Disziplinen von einander lernen können, soll in einem separaten Workshop diskutiert werden.

Sektion 2 Materiale

Der zweite Teil behandelt die veränderte Praxis tradierter Wissensproduktion, mit der die Grenze zwischen wissenschaftlicher Wissenserzeugung gegenüber nichtwissenschaftlichen Methoden durchlässiger wird. Künstlerische Forschung bringt Erkenntnisse hervor, die vorwiegend materielle und anwendungsbezogene Formen annehmen. Designer und Künstler beschäftigen sich mit der ökologischen, poetischen und symbolischen Potenz von Material.

Programm
Referenten
Bilder
Audio-Beiträge
  • Programm

    13. März

    Auftakt der Konferenz
    17.00

    Begrüßung
    Prof. Dr. Dr. Gunnar Berg, Vizepräsident der Leopoldina-Nationale Akademie der Wissenschaften
    Dr. Bernd Wiegand, Oberbürgermeister der Stadt Halle
    Prof. Dr. Ralf B.Wehrspohn, Leiter Fraunhofer-Institut für Werkstoffmechanik IWM in Halle und Kuratoriumsvorsitzender SYN Stiftung | Kunst Design Wissenschaft
    Manon Bursian, Direktorin Kunststiftung des Landes Sachsen-Anhalt

    18.00

    Festvortrag
    Das Spiel (mit) der Differenz – Produktive Abweichungen Kunst und Wissenschaft in Kunst und Wissenschaft
    Dr. Susanne Witzgall, Leitung des cx centrums für interdisziplinäre Studien, Akademie der Bildenden Künste München

    19.00 Eröffnung der Ausstellung Grenzen der Objektivität
    Emanuel Mathias, Preisträger SYN Award 2013
    Nadine Podewski, Fraunhofer-Materialpreis
    Nanospots, Science2public e.V. – Gesellschaft für Wissenschaftskommunikation.
    19.10

    Grenzen der Objektivität
    Emanuel Mathias, Preisträger SYN Award 2013, führt durch die Ausstellung
    Zentralmagazine Naturwissenschaftlicher Sammlungen (ZNS) der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Raum 310
    Friedemann-Bach-Platz 6
    06108 Halle (Saale)

    14. März

    10.00 – 10.15

    Begrüßung
    Prof. Dr. Rainer Godel, Projektleiter Leopoldina-Studienzentrum Zur Arbeit des Leopoldina Studienzentrums.

    10.15– 10.30 Einführung in die Tagung und die Themen der Sektion 1
    Dagmar Varady-Prinich, Vorstandsvorsitzende SYN-Stiftung | Kunst Design Wissenschaft
    Sektion 1, Vorträge
    10.30 – 11.00

    Abweichung als Kriterium der Modere in Kunst und Wissenschaft im Florentiner Frühmanierismus
    Dr. Eckhart Gillen, Kunsthistoriker, Berlin

    11.00– 11.30

    Heilsame Irrtümer – Seuchenbekämpfung im 19. Jahrhundert
    Prof. Dr. Florian Steger, Universitätsprofessor und Direktor des Instituts für Geschichte und Ethik der Medizin der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

    11.30 – 12.00

    Diskussion mit den Referenten
    Moderation: Dr. Susanne Witzgall

    12.00 – 13.00 Mittagspause
    Sektion 1, Workshop
    13.10 – 14.50 Workshop zum Thema „Die Fehlbarkeit des Menschen“
    Prof. Dr. Florian Steger

    Im Anschluss an seinen Vortrag „Heilsame Irrtümer-Seuchenbekämpfung im 19. Jahrhundert“ wird Prof. Steger einen Workshop zum Thema „Fehlbarkeit des Menschen“ leiten. Nach einem kurzen Impuls zur Fehlbarkeit als conditio humana am Beispiel der Medizin sollten die Teilnehmenden des Workshops jede(r) für sich eine entsprechende Erfahrung der Fehlbarkeit thematisieren verbal oder sonst wie medial, hier sollte der Bogen dann weit über die Medizin hinaus gespannt werden. Dazu ist es aber notwendig, dass die Teilnehmenden des Workshops sich insofern vorbereiten, als diese ihre Fehlbarkeits-Erfahrung ggf. vorbereiten, mitbringen und präsentieren. So kann dann in eine gemeinsame Diskussion über die Fehlbarkeit des Menschen eingestiegen werden.

    Sektion 1, Vorträge und Präsentationen
    13.00 – 13.10

    Einführung
    Varady-Prinich, Vorstandsvorsitzende, SYN Stiftung | Kunst Design Wissenschaft

    13.10 – 13.40

    Das Ich und sein Weltbild – Über Fragen des freien Willen in der zeitgenössischen Kunst
    Franciska Zólyom, Direktorin Galerie für zeitgenössische Kunst (GfzK) Leipzig

    13.40 – 14.10

    Zen und Kaizen – Vom Umgang mit dem Fehler in Japan
    Prof. Dieter Hofmann, Vorstandsmitglied SYN Stiftung | Kunst Design Wissenschaft

    14.10 – 14.40

    Kurzvorträge
    Grenzen der Objektivität
    Emanuel Mathias, Preisträger SYN Award 2013, SYN-Stiftung | Kunst Design Wissenschaft

    Produkt-Unikat, Eine experimentelle Annäherung von Kunst und Design
    Nadine Podewski, Preisträgerin Fraunhofer Materialpreis

    Naturfasern im Luftfahrtinterieur
    Sven Wüstenhagen, Fraunhofer-Institut für Werkstoffmechanik IWM in Halle

    14.40 – 14.50 Diskussion
    14.50 – 15.10 Pause
    Sektion 2, Vorträge
    15.10 – 15.20 Einführung in die Themen der Sektion 2
    Dr. Barbara Könches, Kunstwissenschaftlerin, Düsseldorf
    15.20 – 15.40

    Vortrag
    Domestic Landscapes – Living Earthen
    Stephan Schulz, Designer,
    Halle

    15.40 – 16.00

    Vortrag
    the poetry of material
    Paul Evermann, Designer, Wismar

    16.00 – 16.30

    Vortrag
    Material und Referenz
    Prof. Dr. Olaf Nicolai, Olaf Nicolai, Konzeptkünstler, Berlin

    16.30 – 16.45 Pause
    Abschlusspodium
    16.45 – 17.30 Podium: Zukunft und Visionen in Kunst, Design und Wissenschaft

    Stephan Dorgerloh, Kultusminister des Landes Sachsen-Anhalt
    Marco Tullner, Staatssekretär im Ministerium für Wissenschaft und Wirtschaft des Landes Sachsen-Anhalt
    Prof. Dr. Wolfgang M. Heckl, Generaldirektor des Deutschen Museums, München
    Prof. Dieter Hofmann, Vorstandsmitglied SYN-Stiftung | Kunst Design Wissenschaft
    Prof. Dr. Olaf Nicolai, Konzeptkünstler, Berlin
    Prof. Dr. Ralf Wehrspohn, Leiter des Fraunhofer-Instituts für Werkstoffmechanik IWM in Halle und Kuratoriumsvorsitzender SYN-Stiftung | Kunst Design Wissenschaft
    Frau Bursian, Direktorin der Kunststiftung

    Moderation: Dr. Barbara Könches, Kunstwissenschaftlerin, Düsseldorf

  • Zu den Referenten

    Paul Evermann: the poetry of material
    Ausgemustert, weggeworfen, verschrottet werden Dinge, die fehlerhaft sind und von der Norm abweichen, weil sie Neuem Platz machen mussten, sich in der Wohlstandsgesellschaft die Reparatur nicht mehr lohnt oder ihr früherer Besitzer sie schlicht „nicht mehr sehen“ konnte. Auf Schrottplätzen oder im Müll entdeckt, sind aber eben das die Ausgangsobjekte für veredelndes Recycling und neue Produktionen. Neu gestaltete, mit neuen Technologien und neuen Materialien erhalten sie andere Funktionen. Die „ästhetische/materiale Reparatur“ – ein Ausweg aus der Wegwerfgesellschaft.

    2003–2010 Studium Industriedesign Burg Giebichenstein – Kunsthochschule Halle; 2006 IVM-Award for Innovation gemeinsam mit Stephan Schulz; 2008 Erasmusstipendium für die Academy of Arts, Architecture and Design, Prag; 2010 Anerkennung Internationaler Marianne-Brandt-Wettbewerb; 2010 Nominierung Bayerischer Staatspreis; seit 2012 Lehrauftrag an der Hochschule Wismar

    Dr. Eckhart Gillen: Am Beispiel des Malers Jacopo Pontormo soll die Dialektik der Abweichungen von Regeln am Beginn der Neuzeit untersucht werden. Die Abweichung vom Kanon der Renaissance, der die Perspektive als Verwissenschaftlichung der Wahrnehmung entwickelte, im Florentiner Frühmanierismus, zeigt, dass es kein irreversibles Fortschreiten gegeben hat im Sinne eines einmaligen „Gang der Dinge vom Mythos zum Logos“, der Mythos und Theologie, Magie und Mystik ein für alle mal ausschließt. (Auszug Exposé)

    1966-1972 Studium der Kunstgeschichte, Germanistik und Soziologie an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg| Ausstellungen zur Kunst des 20. Jahrhunderts, u.a. Deutschlandbilder, Berlin 1997, zuletzt die Retrospektive R.B.Kitaj – Obsessionen im Jüdischen Museum Berlin und in der Hamburger Kunsthalle 2012/13. Publikationen zur deutschen, russischen und amerikanischen Kunst des 20. Jahrhunderts, u.a. Feindliche Brüder? Der Kalte Krieg und die deutsche Kunst 1945-1990, Berlin 2009. Zahlreiche Preise, u.a. Friedlieb Ferdinand Runge-Preis der Stiftung Preußische Seehandlung 2011 für unkonventionelle Kunstvermittlung. Lehrbeauftragter für Kunstgeschichte an der Hochschule für Film und Fernsehen Konrad Wolf in Potsdam-Babelsberg. Wiederholt hat er sich mit „Kunst als Wissenschaft, Wissenschaft als Kunst“ auseinandergesetzt. Gegenwärtig arbeitet er an einer kulturhistorischen Ausstellung zum Thema Aufklärung durch Abweichung von der Norm am Beispiel von Bazon Brock, Joseph Beuys und Wolf Vostell im ZKM Karlsruhe (Mai 2014).

    Prof. Dr. Wolfgang M. Heckl ist Schüler der Nobelpreisträger Gerd Binnig, der mit seiner Entwicklung des Rastertunnelmikroskops die Nanowissenschaften mitbegründet hat, und Theodor Hänsch, einem der Pioniere auf dem Gebiet der optischen Physik und Atomphysik. Heckl ist Professor für Experimentalphysik und forscht auf dem Gebiet der Nanowissenschaften und der Wissenschaftskommunikation.

    1988 Promotion in Physik an der TUM; Post-Doktorand bei IBM Research; 1990-1993 Habilitation bei Prof. Dr. T. Hänsch; 1993-1999 Professor für Experimentalphysik an der LMU München; seit 2004 Generaldirektor des Deutschen Museums; seit 2006 Chairman des Steering Comittees des European Science Open Forum (ESOF); seit 2009 Inhaber des Lehrstuhls für Wissenschaftskommunikation an der TUM

    Prof. Dieter Hofmann, „Zen und Kaizen – Vom Umgang mit dem Fehler in Japan“.
    Mit Kaizen wird die japanische Methode der kontinuierlichen Verbesserung bezeichnet. Zen ist die Ausformung des Buddhismus im Land der aufgehenden Sonne. Der Vortrag versucht zu ergründen, ob es über die phonetische Übereinstimmung hinaus überhaupt einen Zusammenhang zwischen Zen und Kaizen gibt. Über die Deutung der japanischen Schriftzeichen und vor der Folie der kulturellen Bedingungen in Japan sollen grundsätzliche fernöstliche Eigenheiten im Umgang mit dem Fehler erläutert werden. In den achtziger Jahren wurden vor dem Hintergrund des Erfolges der japanischen Elektronikkonzerne und Automobilhersteller Versuche unternommen Kaizen auch in die vom Taylorismus geprägten, okzidentalen Produktionsprozesse einzuführen. Wie und welche Folgen dies hatte, wird an Beispielen auch aus der Designpraxis erläutert. Darüber hinaus soll die Frage erläutert werden, ob es Wechselwirkungen zwischen Kaizen mit dem in Japan trotz industrieller Modernität immer noch weit verbreiteten  Animismus gibt.
    1988-1993 Studium Maschinenbau an der FH Nürnberg, Abschluss als Diplomingenieur 1993-1996 Studium des Investitionsgüterdesigns an der ABK Stuttgart, 1996-1997 Gastprofessur IDAS Seoul, Korea, 1997-1999 Künstlerischer Assistent an der Akademie Stuttgart, 1999 – 2001 Professor an der National University of Tsukuba, Japan, seit 2003 Professor an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle

    Emanuel Mathias Fotograf, Leipzig, 2002 bis 2009 an der Hochschule für Graphik und Buchkunst Leipzig (HGB) im Studiengang Fotografie, 2003 Stipendium des DAAD für eine Studienreise nach Odessa mit Boris Mikhailov. 2005-2006 Studium  an der Universidad del Bellas Artes in Bilbao| 2009 Abschluss Diplom Bildende Kunst, 2009-2011  Meisterschüler an der Hochschule für Grafik und Buchkunst.

    Olaf Nicolai: Material und Referenz
    Olaf Nicolai, der zu den führenden deutschen Künstlern gehört, beschreitet neue Wege, um Kunst von den klassischen Formen der Repräsentation und Vermarktung zu lösen. Der Konzeptkünstler erforscht Fragen der Natur- und Geisteswissenschaften und versucht sie in einem neuen Kontext erfahrbar zu machen. Nicolai hat sich in seiner Arbeit intensiv mit der Formensprache der Moderne im Umgang mit Material befasst. In seinem Vortrag geht es um die Entwicklung künstlerischer Möglichkeiten durch eine Annäherung an die symbolische Potenz von Material.
    1962 geboren in Halle (Saale); 1983-1988 Studium der Germanistik (Diplom); 1992 Promotion zum Thema „Geste zwischen Expression und Kalkül. Zur Poetik der Wiener Gruppe“; seine Werke wurden bereits im Rahmen der Documenta X in Kassel, im MoMa, New York und im Museum Boijmans Van Beuningen, Rotterdam gezeigt; mehrere Einzelausstellungen und renommierte Stipendien; lebt und arbeitet in Berlin

    Nadine Podewski: Mein Arbeitstitel: „Produkt – Unikat, Eine experimentelle Annäherung von Kunst und Design“ ist der Versuch die Zufälligkeit des Künstlerischen mit der Perfektion der Industrieprodukte zu kombinieren. Hierbei sollen die unterschiedlichen Arbeitsprozesse nicht getrennt voneinander durchgeführt werden, sondern wenn möglich in einem sinnvollen Arbeitsfluss vereint werden. Die Materialqualitäten stehen bei dem Projekt im Vordergrund und eröffnen neue Anwendungsmöglichkeiten des Materials Porzellan.

    2004 bis 2012 Studium an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle, Abschluss Diplom Produktdesign/ Glas- und Keramikdesign, 2010 Projekt mit der KPM Berlin „In Between-Small Dishes“, 2009 Erster Platz bei „Progetto Millenio“, 2011 „decanta 68.2“ Bruni Glass, 2013 „DressCoat“ Zieher, 2014 Stipendium der Kunststiftung Sachsen-Anhalt

    Stephan Schulz: Domestic Landscapes – Living Earthen
    Wohngesundes Bauen ist seit einigen Jahren zum Schlagwort gereift: Wie kann ökologisch nachhaltig ein gesundes Raumklima erreicht werden? Natürliche Stoffe wie Lehm oder Holz mit all ihren positiven Merkmalen für Möbel zu verwenden, ist die Idee von Stephan Schulz. In vielen Experimenten und einer großen Forschungsarbeit, in der das Prinzip „Versuch und Irrtum“ eine wichtige Rolle spielte, entwickelte der Designer neue Materialkombinationen. Ein zukunftweisendes, interdisziplinäres Projekt, das Know-How aus Geologie, Botanik, Textilverarbeitung, Bautechnik und keramischem Formenbau verbindet.

    2003–2009 Industriedesignstudium an der Burg Giebichenstein – Kunsthochschule Halle; 2007–2008 Design Academy Eindhoven (Niederlande), 2008 Praktikum bei Mario und Claudio Bellini, Mailand; 2010 Gründung Designstudio in Halle, Aufträge u. a. für Nils Holger Moormann, Betoniu , Calvin Klein Home; seit 2011 Lehraufträge an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle sowie der Martin-Luther-Universität Halle Wittenberg; 2011 Stipendium der Kunststiftung Sachsen-Anhalt und der Kloster Bergeschen Stiftung; 2013 Newcomer Finalist des German Design Award

    Prof. Dr. Florian Steger fasst seinen Vortrag „Heilsame Irrtümer –Seuchenbekämpfung im 19. Jahrhundert“ wie folgt zusammen: Im 19. Jahrhundert nahm dieMobilität der Menschen zu, und die Städte wuchsen. Infolge dieser Entwicklung suchten wieder Seuchen die Menschheit heim. Parallel dazu entwickelte sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts die Medizin fort und hatte ein naturwissenschaftliches Fundament erhalten. Die Hygiene wurde zentraler medizinischer, politischer und gesellschaftlicher Gegenstand. 1865 trat Max von Pettenkofer den Lehrstuhl für Hygiene an der Medizinischen Fakultät der Ludwig-Maximilians Universität München an. Dort gründete er dann das nach ihm fortan benannte Hygienische Institut, das seit 1879 ein internationaler Anziehungspunkt war. Diese Erfolgsgeschichte ist erstaunlich, als Max von Pettenkofer bei der Cholera, irrte. Er führte die Cholera nicht auf ein Bakterium zurück, sondern vertrat eine eigene Cholera-Theorie: Aber, obwohl er irrte, ergriff er bei der Cholerabekämpfung zentrale Maßnahmen, die sich als sehr hilfreich erwiesen.

    1974 in Garmisch-Partenkirchen geboren, Studium der Klassischen Philologie, Geschichte und Humanmedizin in Würzburg und München, Promotion zu einer Arbeit aus der Antiken Medizingeschichte in Bochum, Habilitation für das Fachgebiet Geschichte und Ethik der Medizin an der Universität Erlangen-Nürnberg, seit 2011 Universitätsprofessor und Direktor des Instituts für Geschichte und Ethik der Medizin an der Medizinischen Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Mitglied der Jungen Akademie an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina. Seine Forschungsgebiete setzen in der Antiken Medizin ein und reichen bis zu Fragen der Klinischen Ethik. Ein Schwerpunkt seiner Arbeit ist dem Verhältnis von Medizin und Künsten gewidmet, so ist er auch Präsident Deutschland, Deutschsprachige Gesellschaft für Kunst und Psychopathologie des Ausdrucks (DGPA).

    Dr. Susanne Witzgall, ist promovierte Kunsthistorikerin und leitet seit 2011 das vom BMBF geförderte cx centrums für interdisziplinäre studien an der Akademie der Bildenden Künste München. 2003 bis 2011 lehrte sie hier am Lehrstuhl für Kunstgeschichte. Darüber hinaus war sie als freie Kuratorin und von 1995 bis 2002 als Kuratorin am Deutschen Museum Bonn und Deutschen Museum, München tätig. Sie ist unter anderem Kuratorin bzw. Cokuratorin der Ausstellungen: Art & Brain II (1997/1998), Das zweite Gesicht (2002), Say it isn’t so (2007), (Re)designing nature (2010/2011) sowie Autorin und Herausgeberin zahlreicher Publikationen zur zeitgenössischen Kunst und zum Thema Kunst und Wissenschaft darunter die Bücher Kunst nach der Wissenschaft (2003) und New Mobility Regimes in Art and Social Sciences (hrsg. mit Gerlinde Vogl und Sven Kesselring, 2013) oder die kürzlich erschienenen Aufsätze „Material Experiments: ‚Phenomeno-Technology‘ in the Art of the New Materialists“, in: Experimental Systems. Future Knowledge in Artistic Research, hrsg. v. Michael Schwab (2013) und „Mark Dions ‚Tate Thames Dig‘ als Laborstudie“, in: Kanon Kunstgeschichte, Bd. 4 (Gegenwart), hrsg. v. Kristin Marek und Martin Schulz (2013).

    Sven Wüstenhagen, Material basiertes Design ermöglicht neuartige Verknüpfungen von Bauteilfunktionen, wenn das Abweichen von etablierten Konstruktionsweisen gelingt. Ein Beispiel aus der industriellen Forschung zeigt, wie das Eigenschaftsprofil neuer Materialien den effizienten Bauteilaufbau im Luftfahrtinterieur gestattet.
    2005 Diplom in Industriedesign an der Burg Giebichenstein, 2006 Gründung „mehrwerk-designlabor“ mit Stafan Osswald, seit 2009 Mitarbeiter des Fraunhofer-Insitut für Werkstoffmechanik in Halle, seit 2012 Kooperation mit Architekten und Bauingenieuren der Bauhaus-Universität Weimar – Forschergruppe Green Efficient Building

    Franciska Zólyom, „Das Ich und sein Weltbild – Über Fragen des freien Willens in der zeitgenössischen Kunst”. Seit mehr als sieben Jahrzehnten beschäftigt sich die Quantenphysik mit der Verschränkung von Quantenpaaren. Einem Phänomen, bei dem die Einwirkung auf ein Proton, die gleichen Reaktionen in einem anderen, verschränkten Proton hervorruft, unabhängig davon, wie weit diese beiden subatomaren Teilchen voneinander entfernt sind. Unlängst wird dieses Phänomen auch im Rahmen der zeitgenössischen Kunst verhandelt, so zum Beispiel auf der Documenta 13 in 2013, wo Experimente des österreichischen Quantenphysikers Anton Zeilinger präsentiert wurden. Warum diese Fragen über die Naturwissenschaft hinaus relevant sind und neben der Philosophie auch die Kunstwissenschaft beschäftigen, lässt sich mit einer Aussage des schweizer Wissenschaftlers Nicolas Gisin andeuten: „Determinismus ist eine Hypothese der Physik, welche die Möglichkeit des freien Willens widerlegt, und dennoch falsch ist.“ In Auseinandersetzung mit Gisins Forschung untersucht die rumänische Künstlerin Cristina David die Auswirkung dieser Erkenntnisse auf unser Weltbild. In wieweit unsere Wahrnehmung und die Deutung von Beobachtungen und Erlebnissen neuronal bestimmt wird, beziehungsweise wie das mit dem freien Willen und der Verantwortlichkeit des Einzelnen zusammenhängt, wird auch in der Hirnforschung diskutiert. Michael S. Gazzaniga, der die neuronalen Verbindungen zwischen der rechten und linken Hirnhälfte erforscht, hat sich u.a. der Fähigkeit unseres Gehirns gewidmet, selbst bei diversen Störungen in dieser Kommunikation, komplexe Zusammenhänge zu kreieren. Die von ihm experimentell erfasste Übersetzer-Funktion im menschlichen Gehirn hat den britischen Designer veranlasst, Erkenntnisse der Neurologie in seine gestalterische Praxis einfließen zu lassen.

    Studium der Kunstgeschichte in Köln und Paris, 1997-1999 Kuratorin Museum Ludwig Budapest, 2006-2009 Direktorin des Institute of Contemporary Art Dunaujvaros in Ungarn, Direktorin der Galerie für Zeitgenössische Kunst Leipzig

  • Bilder

    KonferenzbildKonferenzbildKonferenzbildKonferenzbildKonferenzbildKonferenzbildKonferenzbildKonferenzbild
  • Audio-Beiträge


    Audio-Beitrag von Prof. Dr. Dr. Gunnar Berg

    Audio-Beitrag von Prof. Dr. Ralf B.Wehrspohn

    Audio-Beitrag von Dr. Susanne Witzgall

    Audio-Beitrag von Prof. Dr. Rainer Godel

    Audio-Beitrag von Dagmar Varady-Prinich

    Audio-Beitrag von Dr. Eckhart Gillen

    Audio-Beitrag von Prof. Dr. Florian Steger

    Audio-Beitrag von Prof. Dieter Hofmann

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